Vorsteven, Berghout und Ruder

Das auffälligste HOOGAARS- Kennzeichen ist sein weit überhängender gerader Vorsteven, der die Welle teilt. Dadurch bleibt das Deck, auf dem die Krabben  noch während des Fangs frisch abgekocht wurden, lange trocken; das Schiff stampft sich nicht in der Welle fest und geht leicht, ohne backgehaltene Fock und vor allem ohne unnötigen Fahrtverlust durch den Wind.

Das weit überhängende Vorschiff bedeutet aber auch wenig Platz im Vorschiff, im Gegensatz zu einer Lemsteraak und den anderen Grosse-Busen typen mit „wat voor een ruimte in het vooronder“. Die meisten Holländer sind offenbar bis in die größten Tiefen ihrer Seele Kaufleute, oder so knauserig-sparsam veranlagt, dass sie diese schlanke elegante Form lediglich als Platzverschwendung ansehen. Jedenfalls werden heute so gut wie keine neuen Hoogaarzen mehr gebaut.





Durch den weit überhängenden

Vorsteven bleibt  das Spritzwasser draußen  auf dem Vordeck

Ein weiteres Merkmal ist der geschwungene fast zur Wasserlinie reichende Verlauf der BERGHOUT (Scheuerleiste), der zum Heck mit langem Schwung wieder nach oben bis an die Spitze des Achtersteven heranreicht, so wie die dynamisch günstige ovale Rundung des Hecks, die den Wasserabstrom vom Unterwasserschiff verbessert. Die typische Heckform HOOG AARS ist wahrscheinlich namensgebend gewesen. Das grosse Ruder hat die hoogaars typische Kopf-form mit einer runden Kerbe, sowie eine aufklappbare Pinne - wie bei fast allen traditionellen Holländern. Der Rudergänger kann so mit dem Pinne in der Hand auf die Backskiste steigen, und von hieraus mit guter Übersicht den Anleger fahren. Die Übersicht des Skipper läßt sich weiter durch Auffieren -KATTEN- des Grossegel verbessern, indem man den Segelhals (das vorlich untere rechtwinklige Ende des Großsegel am Knecht) nach oben zieht. Für den unbefangenen joghurtbecher-Segler sieht das so unanständig aus, als liefe man mit halbhoch oder -runter gezogener Unterhose durch die Gegend.  Durch diese mit 3 raschen Handgriffen ausgeführte Segelverkürzung nimmt man gleichzeitig Fahrt aus dem Schiff, häufig sehr nützlich vor geschlossenen Schleusen und Brücken oder Schnellreff vor dem Hafen, was in der Zeit dieser nicht motorisierten  Arbeitsschiffe ein häufig durchgeführtes Manöver war.

Das mächtige Ruder hat eine enorme  Bremswirkung, so dass es unter allen Umständen beim Segeln in der Mittschiffslinie stehen muß, wenn man vorne im Feld mitsegeln oder kraftsparend varen will. Guter Trimm ist alles. JOHANNA will mit 2 Fingern geführt werden. Die Haupttrimm - instrumente sind das Schwert, sowie die Wölbung des Grossegel, die Großschot und das Klüversegel. Der Flaggenstock fußt auf dem mächtigen über 100kg schweren Eichenholz-Ruder.

Als EG anerkannte geschützte Minderheit dürfen wir an Sonnen u. Feiertagen unsere friesische Nationale zeigen.

2005 hat die Ruderpinne eine Katze bekommen. Die goldene Farbe, bzw das Blattgold erinnert an unseren ersten gelbgetigerten Kater Amanda. Es gab bei der Namensgebung des sechs Wochen alten Tieres Schwierigkeiten in der Geschlechtsbestimmung. Sein Bruder Fiete Appelschnut war pechschwarz wie das Tuckerboot FIETE, das hier im Museumhafen Övelgönne zu sehen ist. Das hauchdünne zentelmillimeter feine Blattgold ist eine sehr preisgünstige Farbe. Teuer ist nur die Arbeitszeit. Malermeister Adami aus Assel-Barnkrug hatte 4 std angesetzt. Einige Wochen später hat er mir gebeichtet, daß er doch wesentlich länger daran gesessen hat, da seine fünfjährige Tochter in einem unbeobachteten Moment mit der halbfertig angetrockneten Katze zu den Nachbarkindern über die Straße gelaufen und damit beim ersten Mal alles für die Katz war.