Wenn man, wie hier zu sehen, draußen vor der Elbmündung mit einem Plattboden im Wattenmeer bei untergehender Sonne noch unterwegs ist - das Abendrot der tiefstehenden Sonne färbt die Segel schon ein - und noch nicht weiß, wo man nachts hin soll (?), wenn das Glas (Barometer) steigt, keine Tornados angesagt sind und nur noch ein laues Lüftchen weht, kann man auch hier, weit weg von allen Häfen im Watt gut zurecht kommen. Mit Tidenkalender und Karte sucht man je nach Windrichtung einen geeigneten Platz unter einer Bank, schmeißt den Anker (Kettenlänge 3x Wassertiefe minimal; noch besser 5x Wassertiefe oder immer 20 m) raus, versichert sich ob er hält ,
Optimaler Ankerplatz über Nacht: fester Sand, kein Klei, nördlich Neuwerk
10 Uhr abends, Mittsommer. Der Anker hält. Einmal um das Schiff gelotet, oder wie hier in Badehose um das Schiff gelaufen und keine stark abfallende Prielkante, sondern nur gutes ebenes festes Sandwatt gefunden, so daß man sorglos in die Koie kriechen kann, oder gefahrlos noch etwas tiefer in die Rotweinflasche reingucken kann. Natürlich gehört auch hier ein Ankerlicht aufs Vorschiff, wegen der jungen Fischer, die ihr Fahrzeug noch nicht bezahlt haben, weswegen Sie ihre Netze auch nachts durch die kleinen Priele ziehen müssen.
In meinem ersten (Kimmkieler-) Segler Leben hatte ich ein fürchterliches Ankererlebnis, und zwar im damaligen Ankerplatz unter Juist. Hier war ein tiefes klei-iges Baggerloch mit Kleigrund als Ankerplatz ausgewiesen. Es hatte mächtige hölzerne Dalben an den 4 Ecken. Mit meiner zierlichen Freundin zur Hilfe bei Hochwasser vor Anker gegangen; mit Beiboot an Land. Haifisch-Steak im feinsten Hotel verzehrt, bei halber Tide zurück an Bord. Über Nacht wollte bei uns beiden der Fisch wieder zurück ins Wasser. Außerdem kam Starkwind auf, so das unser Danforth-Anker im Kleigrund nicht mehr festhielt und den Kimmkieler bedrohlich nahe an die Dalben versetzte. Da das hohe Watt noch nicht erreichbar war, konnten wir das Baggerloch nicht verlassen ,mussten mehrfach vom Legerwall weg verholen . Zum Schluss hatten wir gemeinsam keine Kraft mehr, konnten den Anker mit einem Klei-Balg daran nur noch mittels Maschine ausreissen. Erst morgens um 1oo konnten wir uns aus dem Gefängnis -Ankerloch befreien und ab in die Memmert-Balje.
Morgens wurden wir dann von einer Wattwandergruppe geweckt und sind dann weiter nach Memmertsand. Dort war damals Reiner Schopf der Inselkönig (Vogelwart). Er war zuvor auf Amrum Strandkorbvermieter-Gehilfe. Wegen dieser Bekanntschaft durften wir Ihn besuchen. Normalerweise schoss er mit einer Schrotflinte auf alles was sich seinem Eiland näherte.
Hier ist er friedfertig beim Küstenschutz auf Memmert-Sand bzw Halm-anpflanzung zu sehen. er Beschrieb seine Arbeit als Müllwerker (Strand säubern), Totengräber (verölte Enten), Leuchtturmwärter (Birne auswechseln) und Deichschützer. Das Feuer ist mittlerweile verloschen, der Leuchtturm abgerissen und die Kachelot-Platte mächtig gewachsen, und wird wohl mal die 8. ostfriesische Großbank.
Wenn man über Nacht im Watt bleibt, sollte der Schipper seinen Standort mindestens 2 Ankerkettenlängen von einer Pricke wählen, vorausgesetzt ist ein fester Ankergrund und geeigneter Anker. Wir benutzen einen großen schweren immer zuverläßigen Draggen mit festen mittelgrossen Flunken, als Buganker, der über die Winde mit einem sehr effektivem eisernen Schwungrad mühelos gefiert wird. Einen 2. Anker hab ich im Watt bzw im Tidengewässer noch nie benutzt, obwohl er immer klariert in einer Backskiste liegt.
Wärmende Morgensonne, 700 Uhr Mitte Mai, allein im Watt, weit und breit kein Schiff, Ankerlicht brennt immer noch, Lampenöl (gereinigtes Petroleum) besorgt man sich schlauerweise zum wesentlich günstigeren Preis in 5l Topf bei den Schiffsausrüstern in den großen Seehäfen und hat so Brennstoff (Salon-Heizung) für mehr als 1-2 Jahre. Die Petroleumlampe mit geschliffenem u. signiertem Glas hab ich vor 40 jahren am norddorfer Strand gefunden, die wahrscheinlich einer der büsumer Fischer im Sturm verloren hatte. Damals konnte ich noch nicht ahnen, daß ich eines Tages auch einen Krabbenfischer (Hoogaars) fahren werde.
oben
optimaler ANKERPLATZ: flacher Priel, Pricke als Landmarke mit Reflektorstreifen in der Nähe und als nächtliche Sicherheitsmarkierung für die Ankerwache gut geeignet,
und am wichtigsten mit einem festen Ankergrund!!!
Muschelbank zeigt immer festen Grund an, nix für empfindlichen Barfuß.
Geplant TROCKENFALLEN erfordert Tiefenlot, Uhrzeit (ins Logbuch eintragen) und Tidenberechnung. Je näher man am Hochwasser aufsetzt, desto kürzer die Ruhepause aber desto früher kommt man wieder frei.
links:
fester Ankergrund mit Kleibelag
d.h. gut für Draggen.
Leichte Anker mit kurzen Flunken können hier jedoch schon ein Problem kriegen.
Im Watt gehört immer ein mit Wasser gefüllter Eimer zum Füssewaschen aus Vorschiff. Das schützt vor Klei an Deck, der vor allem schlecht für empfindliche Nasen ist; so wie eine Fußangel, um schwimmend an Bord zurück kommen zu können. Zur Not hat das Ruder 2 Fußklampen.
Ankern und wieder An- Deck-Kommen
nach einem Bad.....Unterwasserarbeit.....
mit einem Ringfender leicht gemacht,
wenn das Schiff wieder schwimmt.
Wenn dann am nächsten Morgen die Unterwasserinspektion zeigt, daß man nur noch einen halben Propeller hat, braucht man ein Schiff mit guten Segeleigenschaften, Gottvertrauen und einen funktionierenden UKW-Sender, und noch besser Revierkenntnis. Die holländische Flagge des 2. Heimathafens kann dann innerhalb Zone 1 runter, da hier ein echter seeamtsfähiger Notfall vor lästigen verbeamteten Klugschnackern schützt. Die Enten kümmern sich gar nicht um das Schiff (was bei der Verhandlung keine Rolle spielte).
Die Enten sind im übrigen für den Einhandsegler ein ganz besonderer Begleiter im Wattenmeer, da ihre quakenden Stimmen sehr menschenähnlich klingen, insbesondere wenn man mehrere Tage allein unterwegs war, meint man morgens im Halbschlaf bei Windstille den unangenehmen Nachbarn zu hören und muß erstmal mit dem Kopf durch die Luke, um wieder klar zu sehen...........im Übrigen: Alle Enten, auch die unabhängigen freien ..... mögen altes Schwarz-Brot
Wenn über Nacht ein Orkan durchgeht, gibt es auch mitten im Watt trockengefallen manchmal wenig Schlaf:
Ende Juni 2013: Trockengefallen bei halber Tide in der Memmertbalje, Abzweig Juistpriel, um ein für die Nacht angekündigtes Sturmtief mit Boen von 9 bft aus sw abzuwettern. Anker mit 15m Kettenlänge ausgebracht. Nachts im Sturm waren dann 30 m Kette nötig, um das Schiff bei 2 m Wassertiefe zu halten.
Nur wer einmal morgens kurz vor Sonnenaufgang im Watt, außerhalb jeder Zivilisation, Verkehrslärm und Hafengestank von Enten und Austernfischer- Stimmen unter oder auf einer Sandbank geweckt wurde, erfährt dieses Revier als schönsten Platz auf Gotteserdboden.
Achte auf die elektronische Tiefenmesseranzeige von 1.6m! Dabei liegen wir hoch und trocken. Beim Tiefenmesser interessiert uns nur die Tendenz, bzw Änderung. Hierin ist das
Instrument sehr verläßlich und enorm hilfreich beim Aufsuchen eines geeigneten Platzes zum Trockenfallen.
Jetjes Sand:
Ein für Nordfriesen elend langes Wattenhoch auf dem Weg innendurch von Ameland nach Harlingen.
Angenehmer bzw völlig problemloser Ankerplatz. Schön weich, so daß man trotz des 10 cm Scheg-Kiel- aufrecht liegt.
Hier hält jeder Anker, wie immer nahe der Wasserscheide, da der Gezeitenstrom hier am aller geringsten ist.
Wenn man hier erst nachts wieder freikommt, aufschwimmt, hat man einige blinde - nicht beleuchtete-Tonnen auf dem Weg nach Harlingen auf dem Kurs, so daß einer als Ausguck auf s Vorschiff muß.
Bei aufkommendem Südweststurm hab ich hier mal 1993 mit der kleinen Kaike und zwei Freunden 36std zugebracht, mit 7 Kartoffeln und 4 Rippen Schokolade und 10 Stücken Zwieback als Restproviant für diese Zeit. Die Erfahrung, nichts mehr zu essen zu haben, nur weil man damit rechnete, abends wieder im nächsten Hafen zu sein, war für mich nix neues. Die Kinder waren sehr diszipliniert und haben beschlossen den kargen Restproviant erst am nächsten Morgen zum Frühstück zu verspeisen. Die Kids haben jede Kartoffel in zehn Teile zerlegt und die dann einzelnd genüßlich mit Salz zu verspeisen und auf einem Stückchen Schokolade 3 min lang lutschen..... Seitdem fahren wir nur noch überproviantiert den Hafen aus (friesischer Sprachductus).
Ebenso wie auf Terschelling und Ameland gabs am Sonnabend wie bei uns zuhause Oonsaatang, ein heute vergessenes leckeres Mittagsessen
wenn man einen Mittelkiel hat, ist
ungewollt Trockengefallen nicht immer gut,
wie hier rechterhand zu sehen
die RIGMOR
ältestes (heute deutsches) Segelschiff in Fahrt,
hier allerdings auf Schiet.
Sie hatten den Betonnungswechsel der Wasserscheide Süderaue/Norderhever (der Strand) nicht beachtet und waren mit 1,5m tiefem Kiel uns hinterher gesegelt.
Es wurde eine schräge Nacht in den Kojen.
Als das Wasser ganz weg war, hatten sie über 45% Schlagseite.
Die Rigmor wurde einstmals vom dänischen König bezahlt und fuhr damals vor 150 Jahren als Zollkreuzer in den Seegaten vor Amrum. Sie
wird von einem großen Verein in Glückstadt/Elbe gut in Schuß gehalten und tüchtig gesegelt. Manchmal hat sie zu viele Kapitäne an Bord.
Der Mann an der Giekbaumnock war offenbar zu schlapp.
Segeln im Watt, wohlverstanden mit einem reviergerechten Segelfahrzeug, am Besten Plattboden, Kimmkieler oder Kielschwerter, bedeutet immer Trockenfallen, Ankerplatz
suchen oder wenn ein Sommersturm aufzieht, Schutz suchen. Der Priel sollte die hohe schützende Kante (Bank) an Luv haben. Wenn man einen Seitenarm hoch fährt, ankert man jedoch auch höher, kommt
mit der nächsten Tide entsprechend spät, d.h. unter Umständen nahe am Hochwasser oder auch gar nicht mehr, d.h. erst mit dem Abend-HW wieder los, das bekanntlich in der ersten Jahreshälfte
höher aufläuft.
Wenn man den Priel nicht kennt, ist es immer ratsam vor dem Trockenfallen, mit der Piekstange einmal rund ums Schiff zu loten, damit man nicht auf einer schrägen Kante zu liegen kommt und abends die heiße Suppe im Stehen oder an Land auslöffeln muß.