Bevor wir über JOHANNA berichten, wollen wir erst auf ihren Nachnamen eingehen. "Esta es la Perla del Mar del Norte!" war der Kommentar von Jose Martinez (CT-Radiologe aus Madrid), als ich ihm unsere Heimatinsel mit Worten beschrieben hatte. Amrum hat, wie ihre westfriesische Schwesterinsel Schiermonnikoog einen weiten Kniepsand, viel Dünen und etwas Heide, sehr wenig Marsch, sowie wenig kultivierbares Bauernland aber dafür viel weissen Sand. Das Eiland ist auf der Westseite, ungleich Sylt, durch große hohe Bänke vor dem BLANKEN HANS geschützt.
Das einzigartig unberührte karge Land wollte niemand haben bzw verwalten. Es war deswegen dem dänischen König (Westerharde) direkt mit immer gleichbleidendem niedrigen Steuersatz unterstellt. Ausserdem mussten die Amrumer keine Soldaten stellen, da sie ihm als Seefahrer offenbar nützlicher waren. So waren sie gezwungen auszuwandern oder zur See zu fahren
Die alten zurückgekehrten Kapitäne unterrichteten die Jungen in ihren privaten Stuben kostenlos in Navigation (Rechenkunde) und Sternenkunde und in sonst allerlei nützlichen Dingen, so daß diese Jungs in den Heuerbüros auf dem Festland sehr gefragt waren. Die reichsdänischen nordfriesischen Inseln stellten im 18. und 19 Jahrhundert hunderte Drei-u.Viermast-Vollschiffkapitäne, nachzulesen bei Georg Quedens -Inseln der Seefahrer. Diese kostenlosen privaten Navigationsschulen gehen zurück auf Pastor Richard Peters - Rickert Petris (1612-1678) -, St Laurentii, Föhr -detailiert beschrieben von Folkert Faltings. Nach1867 wurden sie von den siegreichen Preußen nicht mehr patentiert, da Bismarck die friesischen Jungs für seine Kriegsmarine haben wollte. Darauf setzte die erste große Auswanderungswelle ein. Ansonsten hatten die Friesen auch mit den dänischen Amtspersonen, insbesondere dem Amtmann aus Tondern, wenig im Sinn.
Aus Postkarten-Beständen meines Großvaters Jan Simon Jannen stammt dieses alte Abbild der Nordsee-Perle, die ich als kleiner Junge auf dem -huuga böön- (Dachboden) seines Norddorfer Kaufmannsladens fand. Aus alter ferner Zeit sind da noch 3 Brücken zu sehen, ebenso der damals schon lange versandete Kniephafen, sowie auch der alte südlichen Naturhafen der Wittdün-Steenodder Bucht, der oben festes Sandwatt hat.
Rechts die westliche Hochwasserkante auf dem Kniep: Voller Muschelschalen auf dem weißen, feinkörnigen Nordsee-Spülsand in Höhe des Quermarkenfeuer zwischen Nebel und Norddorf. Die Primärdünen sind hier mittlerweile bis zu 4 Meter hoch aufgeweht und mit Strandhafer bewachsen. Sie haben den Sturmfluten der letzten 30 Jahre stand gehalten, da die davor gelegenen schützenden Bänke lang und flach in die Nordsee auslaufen. 2 Meilen davor liegt Jungnahmen Sand (fries.,jang nahmen sun, Nahmen ist ein amrumer Clan, die Vorsilbe Jong unterscheidet gleichnamige Geschwister) eine berüchtigte Beutegrube unserer Vorfahren; heute ist die Bank im Dezember/Januar Wiege der Kegelrobben.
Das Aquarell des Wittdüner Nordstrands zeigt die Ost(Wattenmeer)seite des Eilandes. Leonores Onkel H. Nachtigal hat es 1949 gemalt. Es zeigt die beiden heute noch existierenden Brücken des Tonnenhafens sowie AYC und dahinter die Steenodde-Brücke für die Versorger. Nach Norden zu der Hubsand, der als höchster Sand bereits 90 min nach HW trockenfällt, und so manchen Törn um mindestens eine Tide verlängert hat.
Die großen Zufahrtswege von der Nordsee nach Amrum, das Rütergat und das Schmaltief sind tideunabhängig befahrbar. Die Norderaue führt weiter zur Nachbarinsel Föhr. Das Dagebülltief zum Festland. Die Föhrer Ley nördlich um Föhr herum zum Hörnumtief. Von Hörnum kommend das Landtief oder obenrum durch das Madelhool -Mittelloch- um die ODDE ins Amrumtief.
Letzteres ist wie die Föhrer Ley ein Wattenweg, nur im oberen Tidendrittel bis 1,5m Tiefgang im Prickenweg zugänglich. Im Westen der Insel gibt es herrlich hohe und harte Bänke, wie den berüchtigten Jungnahmensand Peter NAHMEN, Norddorf) die Theeknobs und die Hörnumknobs (knob, friesisch = Sandbank, Hügel, Düne)
die Knut Pörksen mit seinem Kartoffelsack - vorsegel bzw seiner noch bei K+dV gebauten Bol anliegt. Nach Hörnum durchs Watt sollte man 1std vor Wittdün-HW ablegen, dann hat man jenseits der Odde (amrumer Nordspitze) noch auflaufendes Wasser, bzw mit-der-Tide, da das Hörnum-HW 1h später eintritt.
Unter der Odde (Nordspitze) fährt man direkt unter dem Strand um die Insel. Man kommt von hier aus bei normalem Wasserstand und 1m Tiefgang mit auflaufendwasser auch innen um die Korrmoraninsel rum in die Föhrer Ley, August 2013 haben wir bei Westwind 4 bft bummelig 5 std rund um Föhr gebraucht, 1 std vor HW Wittdün los, man läuft dann mit der Tide bis in die Wasserscheide bzw den Prickenweg nördöstlich Föhr.
Wenn man früher nach Hörnum los will, kann man den Außenrumzuweg durch das Landtief ins Vortrapptief an den Seehundsbänken von Jungnahmensand vorbei nehmen.
Ins dänische Watt fahre ich ab Wittdün 2 std vor Hörnumhafen HW durchs Mittelloch via Hörnum direkt unter dem Strand der Hörnumsüdspitze (das heist ganz konkret mit 20m Abstand vom Strand) durch das alte Hörnumtief vom Vortrapptief aus nach Norden. Bei westlichen Winden um 5 bft sitzt man hier 1std mit 1-2 Meilen Fahrt in der Kabbelsee, um dann mit 7-8 ktn in 3 std Sylt zu passieren; Amrum-Fänö rechnen wir 12 std Fahrzeit.
Hörnum-Hafen laufen wir nur im Notfall an. Bei westlichen Winden gibt es hier für ein Plattbodenschiff viele geschützte Ankerplätze, bis hoch ins Rantumwatt.
Zu Zeiten meines Großvaters Jan Simon Jannen war Hörnum unbewohnt und amrumer Strand- Fischfang- u.Jagtrevier. Heute werden wir hier weggejagt, wenn wir nur Krähenbeeren pflücken wollen. Sylt ist eben spezial. Auf friesisch: Es ist nichts mehr dran. Einst mal lebte hier der gleiche Menschenschlag. Rantum hingegen ist ein kleiner verwunschener trockenfallender Watthafen, mit vielen freundlichen normalen Menschen.
Kurzum rings der Perle liegt ein Segelrevier, das keinen Wunsch offen läßt, wenn man ein Fahrzeug hat. Der legendäre, leider vergriffene von Delius und Klasing nicht neu aufgelegte Neumann (Dr. Karlheinz Neumann, die Nordseeküste, Teil I- Elbe bis Sylt ISBN 3-7688-0121-7) , beschreibt mit viel Herzblut die einzigartigen Törnmöglichkeiten, die er mit seiner 12m Lemsteraak ALTE LIEBE, 88m2 Tuch einhand segelnd erkundet hat. Er fand übrigens, das die SPRAY von Joshua Slocum, der am 24. April 1895 von Boston (USA) einhand um den Globus segelte, ideal für Nordsee und Watt geeignet wäre. In weiser Voraussicht befürchtete Neumann bereits im Jahre 1980 die sich damals schon abzeichnende freiheits beraubende Verbots-Beschilderung der Watten und Sandbänke, bzw des Nationalquark Wattenmeer, der uns von dem dubiösen Herrn Barschel beschert wurde. Er beginnt heute 150m jenseits der Wasserkante, so daß der Amrumer Amtmann die nicht bestellten Nationalpark-Hinweisschilder getrost wieder abmontieren und mit dem Dampfer wieder zum Festland bringen lassen konnte. Die Herren in Kiel (Landeshauptstadt) und Tönning (Nationalpark Wattenmeeramt) haben eins nicht begriffen:
Manchmal läßt es sich nicht vermeiden trockenzufallen. Tauwerk (?) oder sonst was Manövrierbehinderndes an der Schraube (?), so daß "Gefahr für die Sicherheit und Leichtigkeit des durchgehenden Verkehr" entstehen kann, wenn der Schipper die Gefahr nicht durch Trockenfallen abwendet. Dabei ist noch keine Eiderente, kein Austernfischer und kein Seehund zu Malheur gekommen. Auf Amrum ist es i.Ü. kein Geheimnis, daß die Jungs vom Retter, Wasserschutz und Zoll auch gerne frischen Fisch mögen und den bekommt man nun mal nur an gewissen Plätzen, die von revierfremden Gesetzesmachern rot angemalt sind.
Der "Hügel" am Horizont heißt Magganhugh, eins von vielen der über 1000 Jahre alten Wikingergräbern auf dem Eiland. Auf dem kargen Amrumer Boden wachsen zwischen den vertrockneten Gräsern die schönsten gelb, rot und blauen Blumen. Da die Bedingungen für alle diese Pflanzen gleich schlecht sind, bleiben sie unter sich und sind dem flüchtigen eiligen Betrachter hierdurch verborgen und deswegen auch beschützt; klein, zart und zierlich =
At as man letj üüs ömrang lun frei übersetzt etwa: small is beautiful (die Friesen bezeichnen ihre Inseln als Land).
Aus diesem Grund gibt es auf Amrum auch so gut wie keine Bauern (z.zt 3 im Nebenerwerb), die alles umpflügen u. planieren; und so auch keine Gülle!
Manchmal wacht man spät morgens bei schlechtem Wetter auf, guckt aus dem Schlafzimmerfenster und sieht, daß der Himmel runterzufallen droht. Man hört keine Enten. Nicht mal ein Halsbandseeregenpfeifer oder Austernfischer ist zu Gange, aber siehe da, über Nacht ist ein Plattbodenfreund afgemeert, bei Südwest unter die schützende Kante gekrochen. Wenn man dann noch ein bischen weiter abwartet bis das Wasser ganz abgelaufen ist, sieht man den Schipper trockenen Fusses über das feste Sandwatt an Land kommen. Er (wie hier Fahrkarten-Günter von der HH-Hochbahn, einer aus der kleinen NF-Plattbodenbande, der sich am liebsten alleine rumtreiben läßt) muß nur 200 m zu Fuß laufen, um sich frischen Proviant oder Brötchen aus den Wittdüner Läden zu besorgen und hat mindestens 6 std Zeit um trockenen Fusses zurück an Bord zu kommen.
Eine viertel Stunde später tut die Sommersonne, was sie soll: Regen vertreiben, Wärme und vor allem Licht spenden, was nicht nur für die Badegäste sondern auch für das Gemüt der Nordfriesen von großer Bedeutung ist.
Man erkennt, daß es sich bei dem trockengefallenen Plattboden um eine kleine Schouw handelt. Diese Dinger (sind keine Dinger sondern) sind sehr geräumige stählerne Fahrzeuge. Sie sind preiswert in der Herstellung und segeln außerordentlich schnell, wenn keine allzu grosse Welle steht. Der Hubsand - der Sand hinter dem Priel - kommt schon 90 min nach Hochwasser frei. Er guckt dann fast 9 std aus dem Wasser und wird in der Sonne weiß. Am Horizont liegt Föhr. Die Backsteinmauer hat Peter gemauert, schön schief und krumm, wie es hierher passt. Was parteilose unabhängige Nordfriesen mit Backsteinen sonst noch für verrückte nichtsnutze Sachen alles machen:
siehe hierzu www.backsteine.jimdo.com
Auf der gegen- überliegenden nach Süden gerichteten (Wetter)seite gibt es ganz andere Bilder und Farben. Der hier bzw in Nordfriesand vorherrschende Südwest Wind formt die Landschaft. Auf dem Kniep wachsen Primärdünen. An der Hochwasserkante dann ansteigend die mit Strandhafer vor dem Verwehen geschützten Dünen. Damit die Badegäste nicht alles kaputt treten, und Wittdün nicht sand-verwüstet, hat die Gemeinde hölzerne Bohlenwege gebaut. Sie müssen alle paar Jahre erneuert werden, weil die Salzluft mit der Zeit alles Holz zerstört. Als Kinder mußten wir einmal im Jahr mit der ganzen Familie bzw.mit allen Dorfbewohnern in die Dünen zum Halmpflanzen, da gab es immer schöne spontane Feste. Jede Familie bekam vom Strandvogt -Boy Hennerk- je nach Grundstücksgröße eine Düne zugewiesen. Heute zahlt man dafür eine Abgabe, die dann per Einzugsermächtigung abkassiert wird und die Bürgermeister kriegen ein Gehalt.
Auf der Ostseite des Eilun (der Insel) weiter nach Norden zu , zwischen Steenodde und Nebel, auf der Watt-seite der Insel sind die Lichtverhältnisse wieder ganz anders. Hier fehlt zum größten Teil der weiße Sand und damit das gleisende helle Licht der Westseite. Man muß hier nicht ständig die Augen zu kneifen und erkennt eine wesentlich größere Farbtiefe: Die Farben der Steine kontrastieren hier viel mehr, unter anderem auch wegen der Salzwasser- Reinigungs Kur durch die Springfluten.
Oben rechts am Horizont, am schönsten Platz auf gotteserdboden finden sie BORRAG, Haus Burg- die Norddorfer Teestube meines Jugendfreundes Jantje, hier konnte man bis 2012 etwa 50 Jahre lang (schon bei seiner Großmutter) die aller köstlichste WINDROSE mit Vanille-Eis bekommen
In grauer Vorzeit lag hier eine Ringburg der Wikinger, was sich im Flurnamen wiederspiegelt.
Diese Ecke gehört übrigens ganz allein den Eiderenten und den Austernfischern, die hier manchmal zu Tausenden quacken, pallavern und sonst wie rum spektakeln (deswegen heißen sie auf fries. liu pl.livan) und nichts mehr hassen als Badegäste. Der Fotograph dieses Bildes versicherte uns, er habe so lange mit der Aufnahme gewartet, bis kein Vogel und kein Tourie in der Nähe war.