Amrumer FREYheit

Frey ist in der nordischen Götterwelt u.a.  zuständig für die Pflanzenwelt und wachstum der Ernte

 

Ap un dünnam

bedeutete für uns Jungs, raus aus dem Dorf, wo die Erwachsenen alles kontrollierten;

weg in die 

FREYHEIT  der norddorfer Dünen,

die damals dicht an die westlichen Häuser ran reichten.Dort drohte uns nur  Gefahr vom alten  Fiewe Wimme. (F.W. Peters, 3. Haus von re, Onkel von Gükke Fisch).  Halb blind und  klapperig auf einer hohen Düne sitzend, schoss er mit seiner Schrotflinte auf alles was sich bewegte, auch wenn es kein Kaninchen war. Zur Strafe haben wir in Luv Dünenheide angezündet, so daß er in eine Qualmwolke tauchte und dann wild um sich schoss. Mein Jugendfreund Gükke Fisch (Boyens) wohnte in dem Haus am li Bildrand. Wenn wir ihn zum Spielen abholen wollten, mußten wir ihm erstmal stundenlang beim Krabbenpulen für den elterlichen Fischladen helfen. Seitdem ist mein Verhältnis zu diesen Meeres-Bewohnern mehr als gestört. Sein Großvater Schipper Meike Boyens war eine berühmte Persönlichkeit im Dorf,  hatte viele Talente: Von  hier aus , von der Düne herab verkündete er, Trompete  blasend, allerlei Weissagungen, u.a.  regelmäßig den Weltuntergang. Außerdem hatte er sehr viele Kinder von mehreren Frauen im Dorf ( so meine Mutter), wie es sich für einen ordentlichen Propheten gehört. Meikes heutzutage wieder salonfähige Lebensphilosophie war:" Gift Gott Kinder geft Gott  ok büxsen" zu deutsch: Wenn der Liebe Gott den Frauen Kinder schenkt muss er auch für  ihren Unterhalt sorgen. 

Ansonsten war er  für das Übersetzen vom Hörnumdampfer zur Odde zuständig. Schwimmen konnte er nicht, so daß seine Passagiere (so mein Vater im Winter 1947) sich entkleiden mussten, um das Beiboot wenn nötig vom Muring(Anker)platz zu holen. Später,  wie hier zu sehen, hatte er einen klapperigen Holzsteg für seine Gäste.

 

 

Hier, in Tüchos Hüss, wurde ich im Eiswinter februar 47 geboren. Als Brennmaterial gab es nur Heidekraut, so dass ich mit Handschuhen auf die Welt kam. Der Frost war so stark, dass die Insel bis mitte März mit Pferd und Wagen über das zugefrorene  Wattenmeer bis zum Festland versorgt werden konnte . Tychos Hüss, Norddorf auf Amrum. In Lehm gemauertes Friesenhaus, dass im Winter immer fechte Wände hatte. Öfen gab es nur in der Küche und in der Stube. Das Trinkwasser musste man mit einer Handpumpe aus dem eignen Brunnen holen. Plummskloh im Garten, so dass man im Winter immer schnell fertig war.

Tycho Ricklefs Hüss am Bäckerberg.  Tycho hatte keine Angehörigen. Mein Großvater Jan Simon nahm den alten mittellosen Mann auf , bzw verköstigte ihn zeitlebens  im seinem  Geschäftshaus. Als Dank dafür  vermachte er ihm sein Haus.

 

Tycho R. Hüss ca 1910,

 das  später im Sommer von  meiner Oma Ida Brigitta Amanda Jannen bewohnt wurde. Sie war stolz vor allem auf ihren Sohn Gerret (1925 in die Staaten ausgewandert) Nach dem Krieg schickte er ihr monatlich 20 Dollar, so daß sie unabhängig war, bzw keine  Badegäste nötig hatte. Nebenan das Geburtshaus von Rulow Wilhelm Peters Austernfischer, Logbuch. Am Horizont Föhr. Das Wasser lief bei HW bis dicht unter das  Dorf. 

Als kleiner Junge bin ich mit meinem Vater (Edgar Eduard Allen) über das zugefrorene Eis nach Föhr gelaufen. Er  hatte einen Handkompass dabei, den er vom Militär mitgebracht hatte, so daß wir auf dem Rückweg abends mit Hilfe des Hand-Kompass im aufkommenden Nebel durch die aufgetürmten Eisschollenberge glücklich wieder auf s Land (üb ägg) kamen. Ansonsten hatte er ( im Krieg Stabsarzt und später Generalarzt in der Bundeswehr) nichts Gutes  mitgebracht, außer Hepatitis  und Ruhr (aus dem Stalingradkessel, ausgeflogen) einem zerschossenem Arm und Granatsplitter in der li Lunge (Monte Cassino), und einem sehr hohen englischen Orden. Wahrscheinlich hatte er einen wieder ausgetauschtem, mutmaßlich kriegsgefangenen ranghohen Engländer behandelt?. Um der Kriegsgefangenschaft zu entgehen, meldete er sich freiwillig 45/46 zu einem Himmelfahrt-Kommando als als Flottenarzt: Minenräum-Kommando deutsche Bucht unter englischer Flagge. Zunächst drohte Internierung  in Wyk auf Föhr, durch einen besonders giftigen irischen Offizier. Dessen Sekretärin bewahrte ihn mit dem Hinweis auf seine Vofahren: Edgar Edward Allen hatte  eine irische Großmutter)  Am Ende dieses für ihn glücklich verlaufendem Abenteuers klaute er mit Hilfe seiner Sanitäter  das Steuerruder des Minenräumer. Sie schmuggelten es unmittelbar vor der Übergabe auf einer Kranken- Trage  unter einem scheinbar kranken Seemann versteckt  von Bord. Das Ruder hängt heute in unserer Stube. Den rätselhaften englischen Orden samt Urkunde hab ich erst in seinem Nachlass gefunden, so dass ich ihn nicht mehr danach fragen konnte.

 

 

 

Meine Mutter , Elisabeth Ruempler geb.  Jannen,  bzw

Ische Jan Simonds, wie sie auf Amrum genannt wurde, hier im Alter von 17 Jahren.  Sie wurde von ihrem Vater Jan Simon verhätschelt. Er wollte Sie nicht irgendwohin "INSTELLUNG geben sondern schickte sie nach der Schulzeit  zur ihren 19 j älterem Bruder Gerret  (der dort ein DELICATESSEN-Store hatte und als einziger föhramrumer Friese eine  STOCK LICENSE  -Börsenlizenz- besass), in die Staaten nach Brooklyn, wo Sie die Schule besuchte und sich  als selbstbewusste Friesin  weigerte, morgens  zu Schulbeginn aufzustehen um die amerikanische Hymne zu singen.

Jan Simon hatte seinen Laden im vorletzten Jahrhundert auf Rulows Knobb bauen lassen. Der hölzerne Ausgucksturm wurde abgerissen . Der von hier oben aus  optimale Ausguck nach  Strandungen hatte offenbar keine Bedeutung mehr . Dafür gab es (als neues Raubgut)  jetzt deutsche Badegäste.  Im Krieg übernahm meine Mutter  den Kaufmanns-Laden. Ihre Geschwister waren ausgewandert, und ihre ältere Schwester von den Nazies ermordet. ISCHE jan simonds bekam durch nazi-freundliche Denunzianten Ärger mit den Behörden, d h sie wurde angezeigt dem Feind zu helfen: Sie hatte verhungerten russischen Kriegs-Gefangenen  Essen raus zur Odde (Nordspitze) gebracht . Ihre nazifeindliche Haltung ,  wie auch die Ihres Vaters, war dorfbekannt. 

Als eine der wenigen Anti-Nazies wurde sie 1946 von den englischen Besatzungsbehörden in den ersten neuen Gemeinderat eingesetzt. Sie hielt      sich auch dort mit ihrer Meinung selten hinter dem Berg zurück, so dass sie heutzutage  in einer demokratischen Wahl wohl keine Chance gehabt hätte. Ihr ausgeprägtes Selbstbewusstsein, Mut und Gottvertrauen hat sie an uns  weitergegeben, so dass sie mich als 11 jähriger allein von Amrum auf die Reise zum Gymnasium schicken konnte, mit einem Pappschild vor der Brust:" Hannover Hbf, wird dort abgeholt". Ein Anweisung für den Zugschaffner bzw ein Transport wie er damals nicht unüblich war. Sie hatte keinerlei Minderwertigkeitsgefühle. Studierte -Menschen die nicht von ihrer Hände Arbeit lebten, begegnete sie mit Misstrauen, was in ihrem späteren Leben  zu allerlei Konflikten als Ehefrau eines Generalarztes auf der Bonner Bühne führte. Keinen unnötigen Respekt vor Rang und Titel zeichnet viele alten Amrumer aus. Großen Respekt hatte sie nur vor der SEE, die den Frauen ihre Männer nimmt, was eine allgegenwärtige Erfahrung amrumer Frauen war.

1956 Zwerg-Volksschule Norddorf 1.-4. und 5.-9. Klasse jeweils in einem Raum.

Die Großen haben die Kleinen angeleitet und im Winter den Ofen versorgt. Hier lernte man Deutsch. Wichtige Dinge hingegen wurden nur auf Friesisch besprochen, wie z.B. der Notruf: gung gau tüss an haale Atj ! wenn Prügel vom Lehrer drohten (Renn nach Haus und  Hol Vater zur Hilfe !). Hinten die Sturmglocke mit Reetmütze, die früher u.a.  im Seenotfall, die Manschaft des Retters alarmierte. Heute nur zu HULKINJ - Jahreswechsel für die Badegäste in Betrieb.

 

 

Oben: heidi blank, monika dietje, erika paulsen, geoline schau, gunda willhun, gükke fisch, uwe decker, willem ruempler, heinzi schuldt. unten: renate peters, kerrin martinen, inge peters, ingke martinen, marlies jannen, knuti görgens(dahinter), gerald dietje, wimme hölk, ,john willhun,  jantje ruth, boynie wolf       Lehrer Herrman Wöbbe und  Achi Paulsen                 beide hatten ein Holzbein

 

Viktor Quedens aufgetakelte Barkasse MÖWE im vereisten Norddorfer Watt. Wir bekamen als Kinder  einen Groschen als Lohn von dem alten Schipper und Strandräuber, wenn wir im Herbst und Frühjahr ins Watt liefen und den Diesel durchkurbelten, damit der Kolben sich nicht festsetzte .Von Frühjahr bis Herbst wohnte er in einer Strandholz-Hütte mit Ofen auf der Odde, wo er Strandholz mit weit sichtbarer Qualm- Wolke verbrannte.  Heute wird man hier von Vogelschützern weggejagt, wenn man nur über die Dünenkante gucken will. Wenn das Rohr nicht qualmte, war Victor nicht auf der Odde. Seine 3 Schiffe hießen alle MÖWE.

Jens Quedens ist hier der Vormann an Bord. Doope Johansen, uwe decker , autor willam (friesische version meines preussischen Vornamens an der Vorleine

 Mit dem schrottigen Ruderboot sind wir mit 6 Kindern ins Watt und haben uns mit der Tide um die Nordspitze der amrumer Odde an die westseite bzw an den Norddorfer Kniep treiben lassen. Der alte Fippe hatte uns gesehen und die Erwachsenen " alamiert". Fippe war sehr kinderfreundlich, damals sammelte er auf der Odde regelmässig Möweneier. Ein einziges Mal wurde er dabei von einer besonders giftigen Möwe gehackt. Darauf hat er , obwohl er eigentlich sehr friedfertigwar,  sein Gewehr  aus dem Dorf geholt und den Vogel beim erneuten Angriff totgeschossen. Er hatte als Junge selbst ein kleines Boot, kannte das Revier und war offenbar nicht sehr beunruhigt von unserem ersten Törn. Er muss  das Dorf benachrichtigt haben. Jedenfalls  kamen viele Mütter an den norddorfer Strand. Sie nahmen ihre Ausreisser in die Arme;  nur ich bekam von meiner Mutter rechts und links Ohrfeigen, obwohl wir bei bestem Wetter gezielt  und sicher um die Odde manövriert waren.

Das Ruderboot gehörte Julus Schau; im Schilf  von Onna Auar-Norddorfer Wattkante- versteckt. Der alte Jul Schau hatte immer einen Priemtaback im Mund, stank deswegen wie eine ebenso alte  ölige Konservendose;  fuhr immer alleine raus ins Watt und verriet nie seine Aal-Angel-Stellen. Nach erfolgreichem Fang ankerte er mehrere Stunden an Plätzen, wo nichts zu holen war, nur um die Anderen zu täuschen. Als junger Mann war Julus lange im Westen der Staten u.a. als Cowboy zugange, konnte gut Pokern und Lasso-werfen, was uns Kindern sehr imponierte. Ordentliche Arbeit (so meine Oma) hatte er nie, war aber wie meine Mutter begnadeter talentierter Kartenspieler.

In der  Nachkriegszeit war die Nordsee-Perle  ein Paradies für uns Kinder. Da die Erwachsenen von morgens bis abends arbeiten mußten, sind wir sozusagen  in freier Wildbahn groß geworden. Bei meiner Großmutter Ida Brigitta Amanda Jannen, geb Quedens konnte ich kommen u. gehen, wann ich wollte.  Am Wochenende kamen Nachbarn aus Nah und Fern zum Vasitt und erzählten Geschichten auf friesisch mit amerikaans vermischt von der großen weiten Welt, die wir als kleine Jungs unter dem Stubentisch mit großen Ohren belauschten. So war unser Nachbar Tewe (Theo) Borg ein besonders spannender Geschichtenerzähler: Er war schon als Junge to sia. Nach der ersten Kap Hoorn-Rundung mit 4 Mast Vollschiff 1914 vor Chile interniert; abgehauen, in die Anden geflohen, dort in 6000 m Höhe als einziger Weißer in Schwefelmine gearbeitet; erst 1919 vom Kriegsende erfahren; und schließlich mit norweger 3-Mast Bark über Australien und Cape Town zurück.  Der ereignisreiche Törn hatte über 7 Jahre gedauert. Inspiriert durch diese und ähnliche Geschichten der Alten hatten wir als kleine amrumer Jungs nie das Gefühl, üb äg (auf der Insel) hinter dem Mond zu leben. Englisch und Spanisch hatte so schon  für uns Insel-Kinder einen vertrauten Klang.Von den deutschen  Stadtkindern, die ich später am Kaiser Wilhelms Gymnasium in Hannover kennen lernen musste, wurde ich als Exot angesehen.

 

 

Der heimatliche klare Nachthimmel, das Sternenmeer und die wichtigsten  Bilder war uns im Gegensatz zu den Stadt-Kinden nichts Fremdes.

Mit  Kassiopeia (dem Himmels W) wurde ich schon als 5jähriger von unserem  weit gereisten Nachbarn Jan H. Knudten (damals etwa 75j, Kapitän auf.gr.Fahrt) bekannt gemacht bzw belehrt, weil mein Vorname auch mit W anfängt. Behalten hab ich den eigenartigen fremdartigen Klang dieses Himmelszeichen und seine Hintergrund-Geschichte (Sage) über  die  nubische Königin, ihren Krach mit Poseidon und den Meerjungfrauen , so Jan Knuten,  weswegen die hübsche eitele Frau Kassiopeia bis zum heutigen Tage die halbe Nacht lang dort oben in der Milchstraße schief auf ihrem Thron sitzen  muß. Jan`s Frau Ingeline war ein fürchterlicher Drachen, so meine Ome Ida; und  einfältig wie auch ihr schielender Schwiegersohn P.H. mit Holzbein, der dem  erfahrenen Seemann die Position des Polarstern falsch verorten wollte. Woraufhin Ingeline kommentierte: Jan swigge stall, dalang as allas öders-Jan sei still, heute ist alles anders geworden , eine dreiste Dummheit von Papi H,  wie sie heute wieder in Mode  kommt. 

Alte sandige  Strandstraße in Norddorf, unser Herbst-Winter Spielplatz. Links wohnten Papi  H.

und Camilla. Vorne im war der Schuhmacherladen. Suitjer (Schuhmacher) Kai Kümmel hatte immer Zeit für uns Kinder, und lies uns mit seinen spezialen extra krummen  Werkzeugen arbeiten.  Papi H hingegen, der friesischen Srache ohnmächtig,  ließ sich sehr leicht in Rage bringen, indem wir im Dunkeln einen gummiberingten Nagel an sein Fenster klebten und dann  über  eine 10 m lange Schnur das Glasfenster mit bedrohlichem Geräusch zum Schwingen brachten. Anfänglich dachte P.H.: die Russen kommen Sie  waren schuld an seinem Holzbein.  Wir Kinder waren auf der anderen Straßenseite hinter dem Holzzaun versteckt und notfalls flink weg. Strassenlampen gab s damals noch nicht.

Die amrumer Küste war für uns Kinder nie  Außengrenze, bzw. das Ende der Welt.  Hinter dem Horizont (Hörnum) lag das Tor zur weiten  Welt. Alles was irgendwie mit der See, SIA auf friesisch, zu tun hatte , war nichts exotisches, erweckte Neugier. Meine Mutter nannte es Fernweh. Die sehr anschaulichen auf friesisch und z T auf englisch  vorgetragenen Erlebnisse der weit gereisten See- und Kaufleute aus dem kleinen friesischem Nord-Dorf vermittelten uns Kinder Neugier und Respekt. Das Selbstbewustsein der Alten Amrumer  färbte  auf uns Kinder ab; hatte einen wesentlich prägenderen Effekt  auf mich als einige Jahre später die honorige Lehrerschaft der altehrwürdigen Bildungseinrichtung wie das (in den fünfziger Jahren stark nazilastige) Kaiser Wilhelms Gymnasium in Hannover. Hier in Deutschland  galten See-u. Kaufleute nichts, wie mein erster Deutsch Lehrer Herr Dr Richter mir zu verstehen gab. Dafür gab es ein paar um die Ohren, wenn man ihn ohne Doktor-Titel ansprach. Er meinte, ich wie auch die übrigen amrumer Jungs sollten lieber zur See fahren. In den Augen meiner Oma hingegen waren  Autoritäten, bzw anerkannte Persönlichkeiten in erster Linie erfolgreiche See- u. Kaufleute, dann kam erst Lehrer und Pastor. Die exotische Insellage, unsere eigene Sprache, ihre weitgehend unabhängige, teils dänische Vergangenheit  formte auch uns Kinder, weit weg von dem, was heute als  Administration bezeichnet wird.

 1964 Raubfahrt zur gestrandeten PELLA - Libertyschiff d.h. ursprünglich US-Truppentransporter im 2. Weltkrieg, schließlich liberianischer Erz- Frachter. Der griechische Navigator der PELLA-  wähnte sich vor der Elbmündung, und drehte südlich  Amrum nach Osten ein. Die PELLA, hatte im Mahlsand der Westerbrandung keine Chance; brach nach wenigen Tagen in 2 Teile. Harry Tadsen -Vormann Rettunskreuzer BREMEN - hatte ahnungsvoll gegen den Willen der griechischen Reederei  vor Anker abgewartet. Das Wrack war sofort Ziel nicht nur amrumer Raubzüge. Der Schipper der Raubfahrt stammt aus einer ehrenwerten heiligen nebeler Familie, wurde später selber ein sehr angesehener Föhringer (Schulrektor). Wir segeln heute manchmal noch Wettfahrten im Watt aus. Obwohl seine  RÖDE OM viel kleiner ist, kommt er häufig vor mir am Ziel an, da die Bol weniger Tiefgang hat, so daß er 20 min früher um die Odde (Nordspitze)  kommt. 

 

 

Die im Mahlsand auseinander gebrochene Pella von achtern. Obwohl das Wrack von Zoll und Wasserschutz rund um die Uhr bewacht wurde, fanden wir 3 Tage nach der Haverie nur noch wertloses Zeug. Die büsumer Fischer hatten nächtens zuvor schon zugelangt. Als wir die verölte Bordwand aufgeenterten, waren  alle wertvollen Navigationsinstrumente sauber abmontiert. Wir wurden natürlich auf dem Rückweg auch gefiltzt, hatten aber bei Annäherung des Zollkreuzers all unser Raubgut über Bord geworfen, bis auf ein Messer, das ich bis heute aufgehoben habe.

Alles verjährt.

Für die nicht ganz so schnellen Föhringer war dann nur noch wertloses Zeugs wie Barhocker übrig

Der damals 17 jährige ebenfalls biertrinkende  Autor dieser Seite mußte in Lee vom Mast aus die öl-verschmierte Bordwand des zweigeteilten Haveristen entern. Um die See zu beruhigen, hatte die Manschafft des  im Krieg in Massenfertigung  schnell und schrottig  gebauten Liberty-Frachters Öl bzw. Brennstoff über Bord gekippt. Das PELLA Foto stammt von meiner Agfa-Klack, die der Zoll glücklicherweise auch nicht gefiltzt hatte.

 

 

 

 

Hukka-Höske, zu deutsch viereckiges Häuschen aus Strandholz an der Dünenkante, dicht am Quermarkenfeuer, als wetterfester Unterschlupf im Sommer.

Zum Herbst musste man abreissen und das wertvolle Holz am besten vergraben, um es vor den erfahrenen Strandholzsammlern zu schützen. 

Das Dach mit angeschwemmten in  blechernen Eimern heiss gemachtem Teer kalfatert (wasser dicht gemacht)

 

Mein zweites  Hukka hüs 1964 am Quermarkenfeuer an der Dünenkante. 

Den Teer hab ich vom Strand eingesammelt (verklapptes Altöl), dann gekocht, um damit das Dach mit einer TeerSandDünenhalm- Mischung zu kalfatern (Horst auf dem Dach) bzw ab zu dichten.

Das Strandholz wurde uns regelmäßig im Winter von dem alten

Karl Schau- Schollen und Dorsch-

geklaut. Wir haben ihm dafür sein  motorisiertes  Dreirad (Gutbrod)

umgekippt und eine Kartoffel in den Auspuff gesteckt.

Auch der krummbeinige, kurzwüchsige, immer barfüßige Strandkorbvermieter u. Strandräuber Max Sawins.. war einer unserer ärgsten Strandholzkonkurrenten. Da er kein Friesisch verstand, haben wir ihn auf deutsch verhöhnt: Max, du hast Rababerbeene, Hühneraugen, Schweinezähne. Seine Räuberrei haben wir uns mit Teerpappe vergelten lassen. Davon hatte er reichlich, da er sein ganzes Land oben am norddorfer Dorfrand mit Kaninchenställen zugepflastert hatte, die er an Badegäste vermietete. Außerdem hatte er ein Saxophon. Hiermit war er ursprünglich  als fahrender Musikant auf Amrum gestrandet, und schließlich in den Armen seiner Minje gelandet, die er im Alter liebevoll fürsorglich mit seinem Strandkorbwagen ins Dorf transportierte, als  sie wegen Gelenk-Rheuma nicht mehr alleine laufen konnte.

 

1965 drittes Hukkahüs  in  Primärdünen an die Wasserkante versteckt. In den 60ziger Jahren hatte das angetriebene Holz für den Strandvogt seinen Wert verloren, so daß es reichlich  Strandholz für  Hukkahösges gab,  hier in Höhe von Batjestieg bzw. Quermarkenfeuer (fries. letj ialtörn) Süßwasser und Proviant musste ich ziemlich weit schleppen. Pütt un Pann, und was man sonst noch so nötig hatte, außer Mädchen vom Festland, musste man mit Salzwasser sauber halten.

 

Im Mai kammen bei uns amrumer Jungs  die Kopfhaare auf 2 cm  runter und das für 50 pfennig an den Frisör- Lehrling, der manchmal das Ohr tangierte. Sommerferien hab ich von der siebten Klasse an (in  Hannover) verlängert durch u. a. Ausdehnen der 6 wochen auf acht mit der Begründung Fussverletzung  etc. Tatsächlich bin ich am Strand in einen rostigen Nagel (im Strandholz) gesprungen mit Teil- Perforation des Mittelfusses, gleich damit ins Salzwasser und  1 Woche lang humpeln.

Das junge Wittdün wurde langezeit von den Norddorfern kaum wahrgenommen, obwohl die BLAUE MAUS, der Tonnenhafen und einiges  Meer  an  Perlen  hier zu Hause sind, von denen die meisten Amrumer  wenig wissen, weil sie nicht  richtig hingucken.

Es hat zu tun mit dem Blau des  Himmels (auf Erden), mit blauen Augen  und mit den strohgelben Farben nicht nur des Strandhafers und der übrigen zierlich zarten Blumen, die hier wuchsen und immer noch wachsen, und auch mit dem 100jahre alten Zwist zwischen den beiden Polen des Eilandes, Nord und Süd, (eigentlich Norddorf und Nebel) , der sich allerdings in der Blauen Maus, wo auch diese Perlen-geschichte vor einiger Zeit anfing, leicht und elegant beilegen ließ.. läßt....................

 

  es gibt noch sehr viel mehr über die Perle zu erzählen;    einiges mehr in Gaffelsegler in Nordfriesland