Viele Amrumer Geschichten fangen unter,m Kniep oder aber in der BLAUEN MAUS an, so wie auch diese:
Eigentlich hatte ich Leo, meiner Frau, versprochen, entweder ihr Elternhäuschen am Wittdüner Nordstrand auszubauen, oder ein ordentliches Segelschiff zu kaufen. November 1996, als wir mitten am Bauplanen waren, und ich überdies gerade den Koffer für unseren jährlichen Chicagokongress gepackt hatte, rief Martin Koekebakker aus Heeg – Westfriesland an: ”Dein Traumschiff ist zu verkaufen. Sie liegt draußen bei mir am Steg”. Wir (Gerrit, Sönke, Kaike, Leo und Willem) hatten im Jahr zuvor das Schwesterschiff, die VROUWE WILLEMKE bei Heech by de Mar gemietet bzw. 3 Wochen auf der Nordsee erprobt. Martin: ”Wenn Du sie nicht haben willst, kaufe ich sie.“ Was tun?
3 Jahre später, das Haus am Hubsand war fertig -hubsand.de- , aus dem Stubenfenster sieht man den Pfahlewer RONJA - John v. Eitzen - und links unten JOHANNA v. AMRUM:
mit Vollzeug unter dem Kniepsand von Wittdün. Bei halben Wind nimmt der Klüver den Druck aus der Pinne, so dass Johanna sich mit 2 Fingern steuern lässt, d.h. das große Ruderblatt steht in der
Mittschiffslinie und hat dann keine Bremswirkung. Die 2 Flügel Schraube ließ sich lotrecht wegklappen. Mittlerweile (2005) nachdem der Propeller in der Elbmündung an einem Treibholz
zerfetzte, haben wir sie auf Martin Koekebakkers Rat durch eine 3 Flügelschraube ersetzt, und dabei ein HURTH Wendegetriebe eingebaut, um besser mit der Maschine manövrieren zu
können. Die Wasserlinienlänge misst ohne Ballast 8,49 m, so dass die VC-Klasse, und damit ein günstiges Handycap (Visser Classe B gilt ab 8,50 m) eben noch erreicht wird.
Bis 5 Windstärken varen (niederländ. für Fortbewegung auf dem Wasser) wir, wenn wir mindestens zu zweit sind, auch am Wind Vollzeug, insbesondere seitdem Manni (die Trommel) und Kaike (das
Vorliek) uns einen Rollklüver gebastelt haben. Nachdem uns, auf der Anreise zur Rumregatta 2004 in der Flensburger-(Düse)-Förde, eine kurze harte Böe platt gelegt hat – Johanna verhielt sich
dabei wie eine ordentliche Dame, d.h. richtete sich sogleich wieder artig auf, schüttelte sich wie ein nasser Pudel und fuhr sogleich ungerührt weiter - haben wir nochmals 500 kg
Bleiballast auf den Salonsteven unter die Grätings gelegt.
Der Kniepsand ist der Dünenkante vorgelagert. Früher war es mal ein echter vom Land abgetrennter Sand. Zu Zeiten meines Großvaters Jan Simon Jannen gab es noch einen Kniephafen. Heute ist er mit der Dünenkante verwachsen und wird nur noch bei Spingfluten und starken Westwindstürmen überspült. An der Südkante von Amrum - WRIAKHÖRN - ist er bis zu 2 km breit - das ist einzigartig an der Nordseeküste - mit Ausnahme von Schiermonnikoog in Westfriesland - Diese Weite in Kombination mit dem ständigen Brandungsgeräusch ist am eindruck vollsten im Herbst und Winter, wenn hier nicht so viele GENÖÖKEN (friesisch für u.a. Badegäste) aufhalten.
Wegen der starken Brandung waren mehrere Versuche, Landungsbrücken am Kniep zu installieren, vergeblich, d.h. sie hielten nur eine Saison dem Blanken Hans stand. Die Ostseite der Insel ist dagegen wesentlich geschützter und damit der natürliche bzw geeignete Zugang zum Eiland.
Zu Kaiser Wilhelms Zeiten (sein trinkfester Bruder Prinz Heinrich war einmal auf der Insel, die dänischen Könige allerdings mehrfach) fuhr eine Inselbahn über den Wittdüner Kniep zum Badestrand. Die Schienen waren an lotrecht in den Sand getriebenen Pollern fixiert. Der Weg hatte durch Springfluten und Sandsturm keinen längern Badesaison übergreifenden Bestand. Das Foto stammt, wie fast alle historischen Aufnahmen aus nicht verkauften Postkarten meines Großvaters Jan Simon Jannen.
Die Zeichnung stammt aus dem Buch
KINDER FRIESLANDS von Ida Chistine Matzen, vorfahren von Leo
Es erinnert an eine wie von Kinderhand gemalten Skizze. Sie ist bar jeglicher Topographie. Nicht mal ein besoffener Seemann hätte so eine missweisende Karte aufgemalt. Den alten Amrumern war allerdings bekannt, dass Christine niemals zur See gefahren ist. Interessant ist jedoch die korrekte Aufzählung der Reihenfolge der originalen (nicht verdeutschten) Bezeichnungen der Sände und Gaten, die wie Straßen vom Erzähler beschrieben und offenbar so von C. Matzen aufgemalt wurden. Auch die Barke auf Siasun ( damalige Ansteuerung von See) für das Smäl Jiip (deut: Schmal Tief) die mehrfach entfernt wurde, um den feindlichen Preußen und den Franzosen die Zufahrt nach Amrum zu maskieren, ist vermerkt. Auch das Ziel der Fahr-Wege ist interessanterweise mit unSia (deut. nach See) angegeben, und nicht mit dem nächsten Hafen. Eine Abhandlung über die Orts-u. Flurnamen findet sich bei A. Schmidt Petersen
Tiefstehende Wintersonne im Südwesten über dem Kniepsand in Höhe des Quermarkenfeuers; Foto von Manfred Schulz, feb 2011. Zwischen den Primärdünen entsteht hier ein neues Biotop auf dem mineralreichen frischen Spülsand aus der Nordsee, ernährt durch Regensüsswasser, das alle 4 Wochen mit Springhochwasser salzig überspült wird, hier eis bedeckt.
Heute ist der Kniep die Haupt-Versicherung und Einnahmequelle der Amrumer durch die Badegäste. Nicht nur Im Winter ist der Kniep hier wunderbar menschenleer, nur nach 1std Fußweg durch Dünen und Strand erreichbar. Der Tidenstrom läuft hier in beiden Richtungen parallel zum Kniep, so dass man hier mit kleinen Fahrzeugen gut zurechtkam und problemlos auf die Außenbank -Jungnahmen - kam.