Die verschiedenen Plattboden-typen wurden fast ausschließlich in Holland revierangepaßt über viele Jahrhunderte als Arbeitswerkzeuge entworfen bzw gebaut: Fischer, Transporter, Schnellsegler oder Pläsier-Fahrzeug für untiefe bzw flache Gewässer . Sie wurden von einer Schiffbauergeneration zur Nächsten fortwährend weiter entwickelt bzw. perfektioniert. Die wichtigste Anforderung war Gemakelig gaan varen meint mit möglichst wenig Kraftaufwand und Manschaft auszukommen. So findet man in der Zuiderzee und Friesland voluminöse Transporter und Fischer wie Tjalken, Bollen und Lemmeraaken
Im wesenlich rauherem nordzee-angrenzendem Zeeland und dem Schelde Delta entstanden schon vor 400 Jahren ganz andersartige seefeste Segel-Fahrzeuge, vor allem Hoogaarzen als Krabben-Fischer. Hier JOHANNA von AMRUM als Pläsier Fahrzeug. Einhand segelnd fahre ich nur 2 Segel, meist ein Reff mehr als nötig, laß dann den kluiverbaum häufig zuhause
- Fliesenbild - aus Leo Johanna s feder-
Tegel, Fliese aus Leo s Feder zeigt einen Botter aus der Zuiderzee, wie sie heute immer noch gepflegt unsorgt restauriert und gevaren wird. Merkmale sind runder Vorsteven, Kluiverbaum und Segel, Fock und als Haupt Segel das an der Gaffel eingenähte Gros sowie das an der Lee-Seite gesteckte Seitenschwert.
Ein revier-gerechtes, immer noch einhand zu segelndes Schiff für Wattenmeer u. Nordsee sollte weniger als 1m Tiefgang haben, muß auch bei Niedrigwasser noch außerhalb des Fahrwassers zurechtkommen, bei Schietwetter überall im Watt unterkriechen und problemlos trocken fallen können. Es muß aber auch in den Seegaten, im Rütergat und Schmaltief gegen 2 m hohe Welle aufkreuzen können. Also Hubkiel? Kielschwerter? oder seefester Plattboden? Wenn man keine Angst vor Seitenschwertern und einen Sinn für traditionelle Linien hat, keine „Yoghurt-Becher“ (Kunststoff-Schiffe) mag und wer wie wir mit der VROUWE WILLEMKE schon mal in einem 10 bft Sommersturm auf einem Steindamm vertrieben wurde und unbeschadet (außer ein paar Beulen im Platt-Boden) wieder frei gekommen ist, landet schnell bei einem robustem holländischen Stahlbau-Plattboden wie z.B.. Lemsteraak, Schokker, Bol oder Hoogaars.
JOHANNA kann direkt vor unserer Tür (Haus) am wittdüner Nordstrand trockenfallen. Wenn ich früher Nachts ankam und im Dunkeln nicht mehr in den Hafen wollte, hab ich hier Anker geworfen. An Land konnte man dann die Kette durch die Ankerklüse rasseln hören. Eine extra Klar-Meldung war nicht nötig.
Nachdem uns, auf der Anreise zur Rumregatta 2004 in der Flensburger-(Düse)-Förde, eine kurze harte Böe platt gelegt hat – Johanna verhielt sich dabei wie eine ordentliche Dame, d.h. richtete sich sogleich wieder artig auf, schüttelte sich wie ein nasser Pudel und fuhr sogleich ungerührt weiter - haben wir nochmals 500 kg Bleiballast auf den Salonsteven unter die Grätings gelegt.
Mit der, durch 2 reffs verkleinerten Segelfläche kann JOHANNA Wind- Boen bis 6 bft gut vertragen, dann muss das Grossegel bzw der Giekbaum weiter aufgefiert werden. Boen bis 7 bft verträgt SIE mit einem kleinem Kuiversegel und 3 reff Gros und ist dann ein Schlechtwetter-Segler.
Heute legen wir JOHANNA gerne auf die Seite, wenngleich Küchen-Geschirr und Kühlschrankinhalt dabei relativ kurze Halbwertszeiten haben, mittlerweile haben wir auf hoher See 4 Schwerter in schwerer Zee zerfetzt, s. DE ZEE EN NIET DE WIND, ohne Gefahr für das Schiff.
Durch den geringen Tiefgang (90 cm) eines Plattboden kommt JOHANNA bei normalem Wasserstand noch in die schönsten und einsamsten Naturhäfen, wie hier auf Appelland (Gröde). Sturmfest sind die Anleger hier nicht. Das ist abgesehen von Landunter mit Starkwind auch nicht nötig. Sturmfest sind die Anleger hier nicht. Es riecht hier stark nach Minze durch das aromatische silbernfarbene Wermutskraut (Artemisia absinthium ), aus dem u.a. Absinth gemacht wird. Wermutskraut wird in der Bibel als Besonderheit erwähnt; einer Version nach entsprang er auf dem Weg, den die Schlange bei der Vertreibung aus dem Paradies nahm.
Vor 25 jahren
gab es
für die SCHÖNE DAME - damals 15 j jung-
ein neues Teak-kleid
15 mm stark
und 4 m lang
Bestellung bzw Bezug war nur über eine Firma möglich, heute niet langer verkrijgbaar !
Wie manchmal im Leben hatte ich mich schon in meiner Jugend in ein Bild bzw.ein Foto verguckt: Hoogaars ALADDIN OB41 in "Ronde en Plattbodems" von Jan Lunenburg. Ich dachte damals wie auch heute darüber: Mann-o-mann : Für die Nordsee übertakelt? So fing die Geschichte mit dem Interesse an traditionellen Segelfahrzeugen an.
Ein Teil der Seite wurde gelöscht, ist als Buch erhältlich unter : buch JOHANNA VON AMRUM
Die Revierbeschreibungen sind erhalten